Im April 1972 begann für 75 Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren der erste Tag im neuen Kindergarten St. Christophorus. Angefangen hatte der „Betrieb“ schon vorher mit nur wenigen Kindern.
Der Kindergarten war geöffnet von Montag bis Freitag von 8 bis 16.30 Uhr. Es gab etwa 15 Kinder, Ganztagskinder, d. h. sie aßen zu Mittag bei uns, machten eine Stunde Schlafpause und konnten dann während der anschließenden Spielphase wieder abgeholt werden.
Anfangs stand uns eine Kochfrau zur Verfügung. Irgendwann wurde sie „ersetzt“ durch Tiefkühlkost. So waren es seitdem die Erzieherinnen, die diese Fertiggerichte aufbereiteten und durch vitaminreiche Frischbeilagen vervollständigten. Gereinigt wurde der Kindergarten von einer Hausfrau, die jahrelang den Kindergarten in vorbildlicher Weise in Ordnung hielt. Darüber hinaus hat sie uns immer mit Rat und Tat zur Seite gestanden.
Damals fehlte noch viel in der Gruppenausstattung. Das Geld war knapp, wir konnten es uns nicht leisten, zerbrochenes Spielzeug wegzuwerfen. Brauchten wir auch nicht, denn wir waren in der glücklichen Lage, auf einen Handwerker zurückgreifen zu können, der jederzeit zur Stelle war und alles konnte. Er baute Regale an, fertigte uns ein großes Holzhaus, montierte Rutschen und Schaukeln, half uns bei Heizungsproblemen, fertigte zu Sommerfesten Spielangebote usw. usw…
Es gab damals noch keinen keinen Kochtag, denn wir hatten anfangs noch keine Kochecke in den Gruppenräumen. Aber wir richteten sogleich einen Turntag und einen Wandertag im nahegelegenen Lappwald ein. Die Kinder freuten sich über die Besuche von Pastor Büscher. Er kam in regelmäßigen Abständen in die Gruppen, las den Kindern biblische Geschichten vor, erzählte und sang mit ihnen. In der Weihnachtszeit verkleidete er sich oftmals als Nikolaus…
Die Eltern hatten vor 25 Jahren noch keine Elternvertretung. Eventuelle Beschwerden trug man dem Pfarrer vor. Aber die waren zum Glück selten.
Dann gerieten auch wir in den ‚Vorschulboom‘, der eine Welle von frühkindlichen Förderungsprogrammen in die Familien und Kindergärten schwemmte: Sprachförderung, Mengenlehre, logische Blöcke, Vorschulbögen usw.. Aufreibende Elternabende mit heftigen Diskussionen waren nötig, um dem Ehrgeiz vieler Eltern entgegenzuwirken, Kindergarten müsse die Kinder so trainieren, daß sie in der Grundschule die erste Klasse am besten gleich überspringen könnten. Das war eine heiße Zeit; und sie war auch gut für uns Erzieherinnen, denn wir mussten sehr genau sagen, was wir unter einer sinnvollen Kindergartenarbeit verstehen. Bis heute treten wir dafür ein, den Kindern eine anregende Umwelt zu bieten, die gleichzeitig warm und liebevoll ist und die die Vorlieben und das Tempo des kindlichen Lernens zum Maß hat. In diesem Sinne wollen wir Erzieherinnen mit den Kindern im ‚Garten der Kinder‘ zusammen leben nach dem Motto:
„Wir haben Ohren zu hören
und Augen zu sehn
und ein weites Herz,
andere zu verstehn.
Gott, gib uns Mut,
unsere Wege zu gehn.“
Im Jahre 1984 suchte der Kindergarten eine neue Leiterin. Die fand man in Wolfenbüttel, sie hieß Fräulein Almut Curland, heute Frau Bruns. Sie wurde gleich mit einem großen Problem konfrontiert: Es gab nicht mehr genug Ganztagskinder. Also mussten wir im August 1984 unsere Arbeit reduzieren und wurden zu einem Halbtagskindergarten mit Öffnungszeiten von 7 bis 13 Uhr. Während des Erziehungsurlaubs von Frau Bruns übernahm Frau Susanne Skarupa 1988 die Leitungsaufgaben des Kindergartens. 1992 kehrte Frau Bruns in den Dienst zurück.
Ein großes Ziel wurde nun verfolgt: Die Erweiterung des für 75 Kinder viel zu kleinen Außengeländes. Diese Bemühungen scheiterten immer wieder. Aber dann klappte es doch: Die Stadt Helmstedt stellte uns eine an unseren Kindergarten grenzende Freifläche zur Verfügung. Durch Zuschüsse von der Landeskirche, enorme Spenden von Kindergarteneltern, wohlgesonnenen Gemeindemitgliedern und befreundeten Handwerksbetrieben konnte im November 1996 ein neuer Fußweg angelegt, der erweiterte Spielplatz hinter dem Ludgerikreuz neu eingezäunt und mit Hilfe einer tatkräftigen Elterninitiative in Eigenarbeit mit einer neuen Hecke bepflanzt werden.
Ein Kindergarten ist immer in Bewegung, und so manches ändert sich im Verlauf von 25 Jahren, äußerlich und innerlich. Trotz all dieser Veränderungen ist und bleibt unser Kindergarten ein Ort der lebendigen Begegnung, wo die Liebe zum Kind spürbar ist. Deshalb vermittelt er den Kindern ein Gefühl des Gut-Aufgehoben-Seins, und das seit 25 Jahren.
„Das kann nur der liebe Gott machen.“,
sagt Julian (5) dazu. Brigitte Marx, Almut Bruns